„Marta-Maria“ – Geschichten für außergewöhnlich kluge und hochinteressante Kinder von Albert Wendt
Wieder ist es ein Mädchen, das Albert Wendt in seinem Buch »Marta Maria« zur Heldin macht. In elf Kurzgeschichten gerät Marta-Maria immer von Neuem in die Fallen ihrer eigenen Fantasie. Meistens gelingt es nur mit Hilfe von außen, sie daraus zu befreien. Zu ihren Rettern gehören ihr dicker Vater, Carmen Dudel. Professor Kuttelpfanne und der Zweinullsieben. Mit Witz und Verstand schafft es das Vierergespann, Marta-Maria vor Schlimmerem zu bewahren. Mal verwandelt sich das Mädchen in eine knurrige Katze, mal fliegt sie mit Carmen einfach auf und davon. In einer Geschichte begegnet Marta-Maria dem unglaublichen Lümmel. Der nimmt böse Wörter in den Mund, und der Reiz ist groß, dies selbst auch einmal zu tun. Doch der Vater sorgt für Abhilfe, indem er Marta-Maria einen Mülleimer besorgt, in den sie die Wörter hinein flüstern kann. Von der ersten Seite an schießen dem Leser die Sätze wie Kanonenkugeln um die Ohren. Wendts manchmal akrobatisch anmutende Wortkombinationen und seine humorvollen Wortspiele machen deutlich, dass die Wurzeln dieses fantasievollen Autors im Hörspiel und Theater liegen. Wer seinen Stil noch nicht kennt, liest sich ganz schnell ein: »Wer ein Spiel spielt, wird fröhlich. Und fröhlich sein neben dem Leid einer kleinen Frau, das ist die niederträchtigste Rüpelei.« Wendts Sprache lässt den Kindern viel Raum für eigene Interpretationen. Nicht umsonst erhielt der Leipziger Schriftsteller im letzten Jahr den österreichischen Jugendbuchpreis.
Quelle: Yvonne Strankmüller, Kreuzer Leipzig, 03_2010